Winter@Corona: Heiße Zeiten für die Schulen

  • Matthias Wagner-Uhl
  • NETZWERK POLITIK

Winter@Corona: Heiße Zeiten für die Schulen

Liebe Vertreterinnen und Vertreter der Landespresse,

das neue Schuljahr steht vor der Tür und an vielen Schulen macht sich das Gefühl breit, nicht ansatzweise gut für den Winter@Corona vorbereitet zu sein.


Winter@Corona: Heiße Zeiten für die Schulen

Nach sechs Monaten Ausnahmezustand beginnt kommende Woche im Südwesten ein Schuljahr, dass von den Verantwortlichen euphemistisch als „Regelbetrieb unter Pandemiebedingungen“ bezeichnet wird. Und das den Verantwortlichen in den Schulen schon jetzt größtes Kopfzerbrechen bereitet.

„Wer in den letzten Wochen aufmerksam das #twitterlehrerzimmer verfolgt, hat eine Vorstellung, was den Schulgemeinschaften hierzulande im schlimmsten Fall blüht“, sagt Matthias Wagner-Uhl, Vorsitzender des Vereins für Gemeinschaftsschulen BW e.V. Wie viele seiner Schulleitungskollegen geht der erfahrene Pädagoge mit äußerst gemischten Gefühlen ins neue Schuljahr: „Wir halten innerlich den Atmen an und versuchen uns auf Schulebene auf die verschiedensten Szenarien vorzubereiten.“

Dazu gehört auch, die digitale Ausstattung der Schulen nach Kräften voranzutreiben – so wie es die Digital-Initiative zukunftsorientierter schulischer Verbände aus Berufsschullehrerverband, GEW, Grundschulverband, VBE und Gemeinschaftsschul-Verein schon seit April fordern. Um mit Blick auf die Pandemie mehr Handlungsfähigkeit zu haben als im März 2020, und die Schulen im Land endlich Schritt für Schritt an internationale Standards heranzuführen, ist eine konsequente Versorgung der Schulen mit grundständiger digitaler Ausstattung bis Ende des Schuljahres unverzichtbar. „Nachdem in den letzten Wochen viel über zusätzliche Mittel gesprochen wurde, ist es jetzt notwendig, den Worten auch konsequent und zeitnah Taten folgen zu lassen“, erklärt Wagner-Uhl.

Mit einer gewissen Skepsis verfolgt die Digitalisierungs-Initiative das regelmäßige Spiel, sich zwischen den verschiedenen Landes-Ressorts die Schuld für Verschleppungen bei der Digitalisierung und die Verantwortung einer zügigen Umsetzung zuzuschieben. „Es kann nicht sein, dass dieses wichtige Thema von Wahlkampfgetöse überlagert wird und am Schluss sich wieder nichts bewegt“, mahnt Wagner-Uhl. Die Verbands-Initiative fordert daher schon seit dem Frühjahr einen Runden Tisch Schuldigitalisierung, an dem alle Stakeholder von Schule beteiligt sind. Wobei große Runden alleine noch keine Probleme lösen, auch davon können die Interessensvertreter:innen ein Lied singen: „Es braucht die richtigen Leute, im richtigen Veranstaltungsformat und mit der richtigen Moderation – dann könnten auch in kürzester Zeit praxistaugliche Lösungen entstehen, die die Schulen im Land weiterbringen“.

Genau diese sind mehr als überfällig: eine Abfrage der Initiative bei über 2.000 Schulen im Land zum Ende des vergangenen Schuljahres zeichnet ein verheerendes Bild. Keine schnelle Internetverbindung, kein LAN/WLAN-Versorgung auf der pädagogischen Fläche, keine Endgeräte - viel zu viele Schulen sind auch Monate nach Ausbruch der Pandemie in keiner Weise für digitalen Unterricht oder die Schule@Home gewappnet.
Und dieser Miserenbericht lässt sich in nahezu allen schulrelevanten Bereichen fortsetzen: Lehrerversorgung, Lehrerausbildung, Lehrerfortbildung, multiprofessioneller Personaleinsatz, baulicher Zustand der Schulen, Unterstützung der Unterrichtsqualität, visionäre und daraus resultierende projektierte Zukunftsausrichtung unseres Bildungssystems, …
Munter wird aber über Maskenpflicht, Stoßlüften und Außentemperaturen im Winterhalbjahr debattiert sowie Strafzahlungen der Eltern für Maskenvergehen auf dem Schulhof verordnet. Wagner-Uhl erläutert: „Dies kostet das Land kein Geld, kommt am Stammtisch an und hält der Ministerin zunächst weiteren Ärger vom Hals. Klar wird, dass Frau Dr. Eisenmann in keinem Feld für das sie verantwortlich zeichnet, eine auch nur ausreichende Performance zeigt.“

Im Gewimmel der Meinungen und Verordnungen fordert Wagner- Uhl, das Wohl der aktiv am Schulleben Beteiligten deshalb endlich an erste Stelle zu setzen und damit Bildung als priorisiertes Schwerpunktthema zu bearbeiten: „Wenn wir uns anschauen, was in den letzten Wochen und Monaten passiert – oder eben auch nicht passiert – ist und wie viel Aktionismus und Wahlkampf schon heute in der Luft liegen, stehen den Schulgemeinschaften im Südwesten angesichts des Winters@Corona heiße Zeiten bevor“.

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